„99 Luftballons, auf ihrem Weg zum…?“

Am Montag, den 19. Oktober, zierten auffallend leuchtend rote Luftballons mit der Aufschrift „…Schieß‘ dein Geld nicht in den Wind!“ den Stadtteil Heuberg. Am Luftballon befand sich ein kleines Säckchen gefüllt mit goldenen Schokotalern und einer Visitenkarte der Fachberatung Glücksspielsucht des Diakonischen Werks Werra-Meißner.

Aufhänger der Aktion war die offizielle Duldung von Online Glücksspielanbietern in Deutschland. Bisher waren Online Glücksspiele in nahezu allen Bundesländern illegal. Die Ausnahme bildete Schleswig- Holstein. Seit dem 15. Oktober sind nun Online Glücksspielanbieter deutschlandweit geduldet. Dies beinhaltet aber eine Reihe von Regelungen, die es seitens der Anbieter gilt einzuhalten. Dazu gehört, dass der Spieler sich ein monatliches Einsatz-Limit setzt und alle Gewinne und Verluste für den Spieler regelmäßig ersichtlich sein müssen. Wer diese Regelungen überprüft, ist jedoch noch unklar!

Ähnliches gilt auch für die Sportwetten. Hessen hat bereits 15 Konzessionen an Sportwettanbieter vergeben, welche nun legal Sportwetten anbieten dürfen.

Das Online Glücksspiel birgt durch seine ständige Verfügbarkeit ein höheres Suchtpotential als das „offline“ Glücksspiel am Geldspielautomaten in einer Spielhalle oder Gaststätte. Hinzu kommt, dass das Schamgefühl der Online Spieler herabgesetzt ist. Man muss nicht befürchten, von der Servicekraft einer Spielhalle auf das eigene Glücksspielverhalten angesprochen zu werden oder sich vor der Ehefrau oder Ehemann für die lange Abwesenheit rechtfertigen zu müssen. Auch eine Schließung der Glücksspielörtlichkeiten z.B. durch Corona, tangiert das Online Glücksspiel nicht. So verlockend die positiven Seiten des Online Glücksspielens klingen mögen, so verheerend fallen die Folgen aus. Für Betroffene, die aufhören möchten, wird der Ausstieg aus dem Online Glücksspiel zum Teufelskreis. Durch das Glücksspiel am Smartphone oder PC wird der Betroffene tagtäglich mit dem Suchtmittel konfrontiert. Gerade am Anfang vermeiden die Betroffenen Orte oder Situationen, die an den Konsum erinnern und einen Rückfall wahrscheinlicher machen. Ein gänzlicher Smartphone- oder Internetverzicht ist in der heutigen Zeit jedoch unvorstellbar. Betroffene haben dadurch massive Probleme bei der Erreichbarkeit und Aufrechterhaltung der Spielfreiheit. Außerdem fällt die Glücksspielsucht im familiären Umfeld viel später auf, da diese die steigende Zeit am Smartphone oder Laptop oftmals fehldeuten.

Ziel der Aktion auf dem Heuberg in Eschwege war es, die Anwohner auf das Thema Glücksspielsucht aufmerksam zu machen, auf die Fachberatung Glücksspielsucht hinzuweisen und dadurch frühzeitig Hilfe bei einem Glücksspielproblem in Anspruch zu nehmen. Die Fachberatung bietet zusätzlich jeden Dienstag von 15:30 Uhr bis 17 Uhr eine Chatsprechstunde über Telegram unter dem Benutzernamen @suchthilfe-gluecksspiel an. Wer sich kostenlos informieren möchte, kann dies auch auf Instagram unter mit.verstand.statt.verrannt tun.